Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig schnelles Handeln ist. Die Strukturen auf EU-Ebene waren darauf nicht ausreichend vorbereitet. Defizite, auf die wir entsprechend reagieren müssen. Wir brauchen daher einige Reformen im EU-Gesundheitsbereich.
Zum Beispiel bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA), die über die Zulassungen von Medikamenten und Impfstoffen in Europa entscheidet. Künftig soll sie die Versorgung mit kritischen Medizinprodukten überwachen und eine stärkere Rolle bei der Arzneimittelbewertung und Koordinierung von klinischen Studien von Impfstoffen spielen.
Hier stellt sich auch die Frage, ob ein EMA-Gremium mit 29 Experten angesichts der neuen Virus-Mutationen tatsächlich eine schlagkräftige Task-Force darstellt, um künftige Impfstoffe angemessen schnell zu bewerten und freizugeben. Wenn wenige Stunden oder Tage den Unterschied machen, kann weniger Bürokratie Leben retten.
Die laufende Reform der Europäischen Arzneimittelagentur ist nur ein erster Schritt, um die Pandemievorsorge in Europa zu verbessern. Ich habe bereits 2020 eine COVID-Therapiestrategie gefordert. Denn die Herdenimmunität durch die Impfung wird uns zwar unsere Freiheit wieder zurückgeben, aber das heißt nicht, dass COVID als Krankheit plötzlich verschwinden wird. Um die Coronakrise nachhaltig zu überwinden, brauchen wir wirksame Medikamente. Ein langfristiges Ziel müsste die Entwicklung einer Corona-Tablette sein, die so verfügbar und einfach anwendbar ist wie Aspirin bei einer Grippe.
Die EU-Strategie muss daher auch gezielte Investitionen in die Erforschung der erfolgversprechendsten Therapeutika beinhalten. Um für die nächste Pandemie vorbereitet zu sein, müssen europäische Produktionskapazitäten so ausgebaut und koordiniert werden, dass sie im Notfall schnell hochgefahren werden können. Auch die Lieferketten sollen zu diesem Zweck widerstandfähiger gemacht werden. Bei derartigen Notfällen dürfen uns Exportbeschränkungen nicht behindern, das muss künftig auch bei EU-Industriestrategien eine prominente Rolle spielen.