Liebe Leserinnen, liebe Leser, |
Corona wird noch längere Zeit unseren Alltag bestimmen. Nur wenn viele von uns geimpft sind, werden wir wieder zu mehr Normalität kommen. Es kommt daher zunächst auf die möglichst schnelle Verfügbarkeit des Impfstoffs an.
Es gab die letzten Tage viel Kritik an der Beschaffung des Impfstoffs durch die Europäische Kommission. Ich halte die Kritik nicht für gerechtfertigt. Es war aus meiner Sicht richtig, dass die EU-Kommission schon seit dem letzten Sommer Verträge mit verschiedenen Unternehmen ausgehandelt hat, die an der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs geforscht haben. Der erste, weltweit zugelassene Impfstoff stammt von BioNTech, einem deutschen Unternehmen, das mit europäischen Mitteln mehrfach gefördert wurde. Warum hat Deutschland den Impfstoff nicht alleine bestellt? Wir kommen in der Europäischen Union nur gemeinsam aus der Krise. Der Schritt der Kommission, für alle Mitgliedsaaten den Impfstoff zu besorgen, war der einzig vernünftige Weg. Es hätte einen unwürdigen und unfairen Kampf um den Impfstoff gegeben, hätte die EU-Kommission nicht für alle bestellt. Gerade in einer Pandemie müssen wir in der EU solidarisch handeln. Zudem ist die Verhandlungsmacht aller Mitgliedstaaten ungleich größer als sie bei nationalen Alleingängen gewesen wäre. Warum hat die Kommission bei mehreren Herstellern bestellt und welche sind schon zugelassen? Bei der Bestellung des Impfstoffs nicht nur auf ein Pferd zu setzen, sondern Verträge mit verschiedenen Anbietern zu schließen, war richtig. Die Kommission hat aktuell Impfstoffdosen bei sechs Impfstoffherstellern gesichert. Die Strategie der EU war dabei, sowohl mit Unternehmen Vertragsoptionen zu vereinbaren, die bei der Impfstoffentwicklung auf traditionelle Forschungsmethoden (Vektortechnologie) setzen, als auch auf Unternehmen, die einen neuen, innovativen Ansatz (mRNA) gewählt haben. Stand heute hat die EU Impfstoffe bei BioNTech, Curevac und Moderna, sowie zwei Impfstoffe bei AstraZeneca und Johnson&Johnson sowie Sanofi bestellt. Rückblickend ist es leicht zu sagen: „Ihr hättet bei BioNTech mehr bestellen müssen“. Aber: Zum Zeitpunkt der Verhandlungen war völlig offen, welcher Impfstoff als erster die Zulassung hält. Die Risikostreuung war der einzig verantwortungsvolle Weg. Ist für alle Impfstoff verfügbar? Die EU hat im Rahmen dieser Risikostreuung bisher über zwei Mrd. Impfdosen für ihre Mitgliedstaaten gesichert. Bei 450 Mio. Bürgerinnen und Bürgern bedeutet dies: Es wurde mehr als die doppelte Menge der benötigten Impfdosen bestellt. Zugelassen wurden bereits die Impfstoffe von Moderna (160 Mio. Dosen) und BioNTech/Pfizer (600 Mio. Dosen). Haben wir genug Produktionskapazitäten? Bestellungen wurden ausreichend vorgenommen: Entscheidend ist allerdings, dass es auch genügend Produktionskapazitäten für die Herstellung des Impfstoffs gibt. Die Europäische Union hat auch den Aufbau der Produktionskapazitäten von BioNTech mitfinanziert. Ich denke, es sollte alles unternommen werden, um die Produktion noch schneller hochzufahren. Jeder Tag, an dem mehr Impfdosen als zunächst geplant zur Verfügung stehen, rettet Leben. Was macht die EU in Zukunft? Auch nach Corona wird stärkere Kooperation in der Gesundheitsversorgung, Medikamentenproduktion und medizinischer Forschung in der EU gefragt sein. Deswegen ist es notwendig, dass auf europäischer Ebene in medizinischen Themen enger zusammengearbeitet wird, wie beispielsweise durch den Aufbau eines europäischen Instituts, das Pandemie-, Krebs- und Alzheimerforschung koordiniert. Zusatzinformationen und Links Ich habe volles Vertrauen in die von der Europäischen Arzneimittelagentur zugelassenen Impfstoffe. Leider kursieren viele Unwahrheiten und Verschwörungstheorien im Internet. Unterstützen Sie uns im Kampf gegen die Verbreitung dieser Unwahrheiten und Verschwörungstheorien, indem Sie auf Informationen von offiziellen Stellen und Behörden hinweisen (z.B. EU-Kommission, RKI, BMG). Hier finden Sie weitere Informationen zur Impfstoffstrategie der EU sowie aktuelle Zahlen und Fakten: https://ec.europa.eu/info/live-work-travel-eu/coronavirus-response/safe-covid-19-vaccines-europeans_de Nicht verpassen: Online-Event zur europäischen Gesundheitspolitik Für Mittwoch, 13.01.2021, hat die EVP das Online-Event #EPP4Health: Towards a European Health Union organisiert. Mit den führenden Impfstoffentwicklern und renommierten Gesundheitsexperten Prof. Ugur Sahin (CEO BioNTech), Dr. Albert Bourla (CEO Pfizer), Dr. Franz-Werner Haas (CEO CureVac), Dr. Tal Zaks (Chief Medical Officer Moderna) sprechen wir u.a. über Corona-Impfstoff-Beschaffung und -Produktion. Die kraftvolle Zusammenarbeit in der EU, die bei der Bekämpfung von COVID-19 an den Tag gelegt wird, muss auch für die Krankheiten Krebs und Alzheimer aufgebracht werden. Deswegen sprechen wir mit den Experten über die Schaffung einer europäischen Gesundheitsunion. Ich freue mich auf den Austausch – schauen auch Sie vorbei: https://www.eppgroup.eu/newsroom/events/epp4health-towards-a-european-health-union |