Hatten Sie oder Angehörige schon mal einen medizinischen Notfall im Ausland? Dann wissen Sie, wie schwierig es ist, den behandelnden Mediziner über Vorerkrankungen, Medikamente oder Allergien zu informieren. Wenn man dabei auch noch aufgeregt ist, vielleicht eine andere Sprache spricht oder durch den Notfall nicht mehr zu klarem Denken fähig ist, kann es am Ende sogar lebensbedrohlich werden. Da wäre es doch gut, wenn der Arzt die entsprechenden Daten wie Rezepte, medizinische Bilder oder Laborergebnisse einfach digital abrufen könnte, um sich selbst ein Bild zu machen. Bislang ist das für Ärzte in der EU trotz Europäischer Krankenversicherungskarte nicht möglich.
Ab 2025 soll es aber anders werden. Mit einer europäischen elektronischen Patientenakte für jeden EU-Bürger, die europaweit genutzt werden kann. Die Patientinnen und Patienten sollen dabei selbst entscheiden können, wer hier auf ihre Gesundheitsdaten zugreifen darf, was er sehen soll und welche Daten verborgen bleiben. Die Patientenrechte sollen immer geschützt bleiben, das ist mir wichtig. Schließlich geht es hier um sehr vertrauliche Daten.
Trotzdem werden damit Arztbesuche in anderen Mitgliedsstaaten deutlich einfacher. Als deutscher Tourist könnte man sich dann auch in der spanischen Apotheke ein Rezept für ein wichtiges Medikament abholen.
In dem Thema steckt aber noch viel mehr. Mit dem europäischen Gesundheitsdatenraum wollen wir in der EU-auch medizinische Forschungen und Innovationen sowie gesundheitspolitische Entscheidungen voranbringen. Forschende sollen über nationale Stellen Daten zu verschiedenen Gesundheitsbereichen für bestimmte, definierte Zwecke anfordern können. Zum Beispiel für die Bekämpfung seltener oder gefährlicher Krankheiten. Das sind wichtige Grundlagen für die Wissenschaft, daher begrüße ich diese Idee.
Die benötigten Informationen sollen unter Einhaltung strengster Datenschutzregeln in anonymisierter und pseudonymisierter Form zur Verfügung gestellt werden. Die Bürger können der Nutzung ihrer Gesundheitsdaten für Forschungszwecke aber aktiv widersprechen. Nicht genutzt werden dürfen die Gesundheitsdaten – das möchte ich ausdrücklich betonen – für Werbezwecke oder um Betroffene von Gesundheitsleistungen oder Krankenversicherungen auszuschließen. Außerdem wollen wir den Einsatz von Gesundheitsdaten im Arbeits- oder Finanzmarkt verbieten.
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