Tradition und Fortschritt verbinden und die Regionen entwickeln: Dies war der Schwerpunkt der 2-tägigen Beratungen einer Parlamentarierinnen-Delegation aus Bayern mit marokkanischen Mandatsträgerinnen, die auf Initiative der Frauen-Union Bayern durch die Hanns-Seidel-Stiftung in Rabat organisiert wurden. Im Mittelpunkt des Austausches stand insbesondere die Rolle der Frauen bei dem gesellschaftlichen Modernisierungsprozeß in Marokko. Der Delegation der Parlamentarierinnen aus Bayern gehörten Julia Sandt und Barbara Regitz aus dem Bayerischen Landtag an sowie MdB a.D. Gudrun Zollner und die Europaabgeordneten Ulrike Müller und Angelika Niebler.
Bayern hat bei der Stärkung der Regionen Vorbildfunktion. Dies stellte zu Beginn der Beratungen der Präsident des marokkanischen Parlaments, Habib El Malki, heraus. Malki äußerte daher den Wunsch, den Austausch und die Zusammenarbeit langfristig anzulegen. Wie kaum ein anderes Land habe es Bayern verstanden, die Lebensverhältnisse in den unterschiedlichen Regionen des Landes anzugleichen durch Infrastrukturförderung, Verlagerung von Behörden und Bildungsangeboten, die sich in allen Regionen finden. Marokko wolle einen ähnlichen Weg gehen.
Marokko arbeitet seit mehr als 15 Jahren daran, die Gesellschaft zu modernisieren, und setzt bei der verstärkten Regionalisierung besonders auf die Einbindung der Frauen in diesen Prozess. So wurde 2004 der Familienrechtskodex verabschiedet, der die Rolle der Frau erheblich stärkt und u.a. das Recht auf Ehescheidung für die Frau mit Unterhaltszahlungen einführte und die Frauen vor häuslicher Gewalt schützt. In der 2011 verabschiedeten marokkanischen Verfassung wird die Gleichberechtigung von Männern und Frauen festgeschrieben. Außerdem führte die Wahlrechtsreform dazu, dass jetzt mindestens 60 Sitze im marokkanischen Parlament für Frauen bestimmt sind.
Gesellschaftliche Veränderungen gibt es nur, wenn diese durch die Frauen mitgetragen werden, betonte die FU-Landesvorsitzende und Europaabgeordnete Angelika Niebler, die die Parlamentarierinnen-Delegation leitete. „Bildung ist der Schlüssel für den gesellschaftlichen Wandel, mehr Chanchengleichheit und eine stärkere wirtschaftliche Eigenständigkeit der Frauen“, so Niebler weiter. „Gerade bei diesen Themen kann der Austausch der Parlamentarierinnen aus beiden Ländern wichtige Impulse setzen.“
Der Austausch soll im Januar 2020 mit einem Gegenbesuch der marokkanischen Parlamentarierinnen in München fortgesetzt werden.