Die gesamte Lebensmittelkette – vom Anbau auf dem Feld, über die Verarbeitung, den Transport und Handel bis zum Verzehr und der Entsorgung – soll nachhaltiger ausgerichtet werden. Dies hat das Europäische Parlament in dieser Woche mit großer Mehrheit beschlossen und damit der sog. Farm-to-fork-Strategie (Vom Hof bis zum Teller) grünes Licht gegeben.
Ich halte es für richtig, die Versorgungskette stärker nachhaltig auszurichten. Aber wir müssen sicherstellen, dass am Ende des Tages nicht durch hohe Auflagen weniger in der EU produziert und die Produktion letztlich ins Ausland verlagert wird. Die Auflagen für Landwirte dürfen nicht zu bürokratisch werden, Landwirte müssen von Ihrer Arbeit noch leben können. Für die weiteren Beratungen über die einzelnen Vorschläge – u.a. Reduzierung von Pestiziden und Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen nach Bio-Kriterien – brauchen wir valide Untersuchungen über die Auswirkungen auf unsere landwirtschaftlichen Betriebe.
Indiskutabel war in diesem Zusammenhang, dass der zuständige Vizepräsident der EU, Frans Timmermans, eine von der Kommission in Auftrag gegebene Studie über die Auswirkungen der Strategie auf die heimische Landwirtschaft zurückhielt – ein ungeheuerlicher Vorgang, über den wir Aufklärung einforderten.
Wir haben bei der Debatte zur Farm-to-fork-Strategie auch über eine Änderung der Kennzeichnungspflicht von Lebensmitteln diskutiert, um die Verschwendung durch das Wegwerfen von noch essbaren Lebensmitteln zu verringern. Nach aktuellen Erhebungen werden in der EU pro Jahr etwa 80 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Das ist ein Fünftel der gesamten Produktion. Hier müssen wir dringend gegensteuern.
Bei der neuen EU-Strategie spielen Sie als Verbraucher eine Schlüsselrolle. Denn Sie gestalten die Lebensmittelversorgung mit Ihrem Einkaufs- und Konsumverhalten entscheidend mit.
Ein wichtiger Aspekt sind dabei die Informationen über Herkunft, Tierwohl und Nährstoffzusammensetzung. Nach wie vor nehmen wir Europäer viele Kalorien zu uns, Vollkorngetreide, Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse werden jedoch nicht in ausreichenden Mengen verzehrt. Die EU-Kommission plant daher unter anderem eine einheitliche Nährwertkennzeichnung auf der Verpackungsvorderseite von Lebensmitteln. Aber auch eine neue Rechtsverordnung zum Mindesthaltbarkeitsdatum. Derartige schnelle und einfach verständliche Informationen sollen die Nachhaltigkeit unterstützen. Nur so kann in meinen Augen der Wandel gelingen.
Für mich darf es aber keine Verbotsstrategie werden. Aufklärung ja, aber keine Gängelung der Verbraucher.