Mit mehr als 500.000 Arbeitsplätzen in Bayern ist der Tourismus ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. In der hiesigen Tourismusbranche sind beinahe doppelt so viele Menschen beschäftigt wie in der bayerischen Automobilindustrie. „Vom Hotelier zum Bootsverleiher: Alle sind massiv von der Covid19-Krise betroffen“, sagt die Vorsitzende des Wirtschaftsbeirats Bayern (WBU) und Europaabgeordnete, Prof. Dr. Angelika Niebler. „Die Tourismusbranche braucht eine klare Perspektive und einen klaren Fahrplan. Unternehmen brauchen verlässliche Planungsgrundlagen, damit sie kalkulieren können.“
Der Deutsche Hotel und Gaststättenverband und der Deutsche Reiseverband rechnen mit einer Insolvenzquote von 30 bis 60 Prozent – je nachdem, wann der Normalbetrieb wieder anlaufen kann. „Neustart und Revitalisierung der Unternehmen sind keine Selbstläufer“, warnt Niebler. Deshalb hat der WBU klare Forderungen formuliert, um die bayerische Tourismusbranche zu stärken. Dazu zählen ein Ausbau der staatlichen Soforthilfe-Programme mit nicht rückzahlbaren Zuschüssen und die Sicherstellung offener Grenzen in Europa.
„Das Schengen-System muss wieder normal funktionieren“, sagt Niebler, die parallel auch im Europäischen Parlament an einer umfänglichen Lösung für die Tourismusindustrie arbeitet. „Der Tourismus muss in Europa wieder anlaufen, in einer sicheren und verantwortungsvollen Weise.“ Es liege im Interesse Bayerns, dass sowohl die Einreise von Gästen aus dem Ausland als auch Abreisen ins Ausland zügig und medizinisch verantwortbar möglich seien. Sie begrüßt die kürzlich vorgelegten Leitlinien der EU-Kommission, die Beschränkungen zwischen Mitgliedstaaten mit hinreichend ähnlicher epidemiologischer Lage aufzuheben.
Niebler vertraut dabei auch auf die Erfahrung der Unternehmer: „Hotellerie und Gastronomie haben gemeinsam in ihrem Dachverband DEHOGA ausgefeilte Hygienekonzepte ausgearbeitet, um eine sichere Öffnung ihrer Betriebe zu gewährleisten. Sie wissen was im Umgang mit Gästen umsetzbar ist.“
Die EVP fordert von der Europäischen Kommission eine umfassende Exit-Strategie, die die Tourismusbranche im Mehrjährigen Finanzrahmen berücksichtigt. Aber nicht nur finanzielle Hilfe soll von der EU kommen, auch praktische Unterstützung ist notwendig. Ein „EuropeSupports-Programme“ soll insbesondere kleinen Unternehmen bei der Umsetzung der Vorgaben zur Hand gehen. „Hiermit geben wir unseren regionalen, langjährigen Familienbetrieben, den Selbstständigen und kleinen Reiseunternehmen eine Perspektive in dieser fordernden Krisenzeit“, so Niebler.